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Fakten zum Thema Baumwolle

Domestizierung von Baumwolle seit über 7000 Jahren

Die Verarbeitung der Baumwollfaser zu Textilien und Bekleidung wurde in unterschiedlichen Kulturen unabhängig voneinander erfunden. Baumwolle stammt ursprünglich aus den regenreichen und warmen Tropen Asiens, Afrikas und Lateinamerikas und gehört zur Familie der Malvengewächse. Bei den Mayas in Mexiko und den Inkas in Peru und in Indien wurde sie schon vor über 7000 Jahren angebaut.

Aufgrund der guten Saug- und Widerstandsfähigkeit der Baumwolle ist sie heutzutage immer noch die wichtigste Naturfaser in der Textil- und Bekleidungsindustrie.

Baumwollanbau heute

Heute wird Baumwolle hauptsächlich in Trockengebieten angebaut, da Regenfälle für eine gute Baumwollernte sehr ungünstig sind: die watteähnlichen Knospen würden sich bei starkem Regen mit Wasser vollsaugen und verfaulen.

Die anspruchsvolle Pflanze benötigt frostfreies, warmes Wetter, Sonne und viel Wasser zum Wachsen. Hauptproduzenten sind dabei China (32%), Indien (23%) und die USA (12%). In Europa wird Baumwolle in Griechenland und Spanien angebaut.

Die jährliche Baumwollernte von etwa 25 Millionen Tonnen macht ein Drittel der weltweiten Textilfaserproduktion aus.

Hoher Wasserverbrauch und starker Pestizideinsatz

Problematisch ist die konventionelle industrielle Baumwollproduktion aus verschiedenen Gründen. Zum einen wird extrem viel Wasser für den Baumwollanbau in Trockengebieten benötigt: der Baumwollanbau für ein einziges T-Shirt verschlingt dabei bis zu 2000 Liter, das entspricht der Menge von 10 Badewannen. Rund die Hälfte aller weltweit bewässerten Flächen sind Baumwollfelder.

Außerdem ist die Baumwollpflanze sehr anfällig für Schädlinge und wird deshalb pro Saison bis zu 30 Mal mit Pestiziden besprüht. Obwohl Baumwolle nur auf 2,5% der weltweit verfügbaren landwirtschaftlichen Nutzfläche angepflanzt wird, werden 25% aller Insektizide auf Baumwolläckern verspritzt. In den ärmeren Anbauländern wie Indien wird dies ohne jegliche Schutzausrüstung direkt von den Baumwollbauern vorgenommen. An Pestizidvergiftung beim Baumwollanbau sterben nach Schätzungen der WHO weltweit jährlich 20.000 Menschen. Auch beim Pflückprozess, während der Lagerung und für den Transport wird Baumwolle mehrfach mit Pestiziden behandelt. In Industrienationen wie den USA wird Baumwolle maschinell gepflückt, dazu werden die Pflanzen mit Totalherbiziden entlaubt, z.B. mit Monsantos „Roundup“.

Problematische Folgen

Die künstliche Bewässerung und der starke Einsatz von Pestiziden beim industriellen Baumwollanbau hat dramatische Folgen auf Mensch und Umwelt. Beispielsweise führte die intensive Bewässerung der Baumwollfelder Kasachstans und Usbekistans seit den 1960er Jahren zur beinahe vollständigen Austrocknung des Aralsees. Weitere Folgen sind Versalzung der Böden, Trinkwasserverknappung, hohe Pestizidrückstände in Lebensmitteln und Grundwasser und der sehr hohe CO2-Ausstoß beim Baumwollanbau (5-7 Kg CO2 pro T-Shirt).

Gen-Baumwolle

Eine vermeintliche Lösung bietet genmanipulierte Baumwolle: diese soll resistent einerseits gegenüber Insekten und andererseits gegenüber Totalherbiziden sein. Heute stammen ca. 70% der weltweit erzeugten konventionellen Baumwolle von genmanipulierten Pflanzen. Mittlerweile gilt der Anbau von Gen-Baumwolle allerdings als höchst fragwürdig: das einjährige Saatgut ist extrem teuer, die Bauern müssen spezielle Düngemittel dazu kaufen, Gen-Baumwolle benötigt dreimal so viel Bewässerung und trotz allem wird genauso viel Pestizide versprüht, da sich mittlerweile neue Schädlinge entwickelt haben und Gen-Baumwolle außerdem anfälliger für Pilzbefall ist. Viele Bauern verstricken sich in der Schuldenspirale, die Selbstmordrate indischer Baumwollbauern steigt seit Jahren. Große Agrarkonzerne wie Monsanto sind und bleiben in der Gen-Baumwoll-Industrie die einzigen Gewinner.

Geringe und schwankende Weltmarkpreise für konventionelle Baumwolle. Der Weltmarktpreis für Baumwolle ist niedrig, er beträgt im Moment 1,28 $/kg. Die USA und Europa subventionieren dabei die eigene Baumwollindustrie. Europäische Bauern erhalten mit 5 US-Dollar pro Kilogramm Baumwolle die höchsten Subventionen weltweit. In ärmeren Ländern wie China, Indien oder Usbekistan wird die Baumwolle ausschließlich von Hand gepflückt. Nach Schätzungen von Unicef arbeiten dabei 90 Millionen Kinder in der Baumwollindustrie.

Bio-Baumwolle als Alternative

Weniger als 1% der Baumwolle stammt weltweit aus biologischem Anbau, hauptsächlich aus Indien und der Türkei. Bio-Baumwolle muss in Mischkulturen angebaut werden, also auf einem Feld abwechselnd mit anderen Pflanzen, die zur Hungerbekämpfung genutzt werden können, z.B. Bohnen. Der biologische Anbau erfordert einen geringeren Einsatz an Betriebsmitteln, da die Pflanzen mehrjährig sind und Pestizide nicht erlaubt sind. Bio-Baumwolle erzielt außerdem einen höheren Preis auf dem Weltmarkt und ist frei von Gentechnik. Damit ist sie nachhaltiger für Mensch und Umwelt. Je nach Zertifizierung, z.B Fair Trade oder GOTS, wird ein stabiler Weltmarktpreis und das Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit garantiert.

Im biologischen Anbau gibt es zudem Rückzüchtungen von altem, in Vergessenheit geratenem Saatgut und unterschiedlichen Sorten. So gibt es beispielsweise mittlerweile Textilien aus farbig gewachsener Bio-Baumwolle.

Nichtsdestotrotz benötigt auch Bio-Baumwolle eine sehr starke Bewässerung. Umweltfreundlicher sind Textilien aus Flachs oder Hanf, diese können ohne Pestizide und mit wenig Wassereinsatz angebaut werden und wachsen auch in Mittel- und Nordeuropa.

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