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Kleidungsknigge

Kleiderordnung für Hochzeitsgäste

Foto: Hochzeitsgesellschaft 1901

Über die Geschichte des Brautkleids und zum Thema zeitgemäße Brautkleidung habe ich im Artikel Das Brautkleid geschrieben.
Doch wie sieht die Kleiderordnung für Hochzeitsgäste aus?

Obwohl sich das Brautpaar heutzutage immer seltener an gesellschaftliche Konventionen halten muss, gibt es immer noch einige Regeln, die die Kleiderordnung der Hochzeitsgäste betrifft.

Es kommt auf den Stil an!

Zuerst einmal kommt es natürlich auf den Stil des Brautpaars und damit auf den Stil der Hochzeit an:

  • Wird das Brautpaar eine klassisch-konservative, traditionelle, romantisch-verspielte, rustikale, extravagante oder sehr pompöse Hochzeit ausrichten?
  • Gibt es eine bestimmte Farbpalette oder ein Motto (dies könnte die Gestaltung der Einladung andeuten)?
  • Wird es eine standesamtliche/ kirchliche Trauung mit Empfang geben, ein elegantes Abendessen, oder ein großes Fest, auf dem getanzt wird?
  • Findet die Feier auf einem Schloss, im Garten oder einem Landgasthof statt?
  • Zu welcher Jahreszeit wird die Hochzeit stattfinden?

Aus diesen Fragen ergeben sich schon viele wichtige Aspekte, die bei der Wahl der richtigen Kleidung weiterhelfen.
So sollte die Kleidung der Gäste natürlich zum Setting der Hochzeit passen; die Gäste sollten werde over- noch underdressed erscheinen.
Falls die Hochzeit auf einer Wiese stattfindet, empfehlen sich eher flache Schuhe; wird viel getanzt und gegessen, sollte die Kleidung nicht zu eng sein.
In der Kirche sollten die Damen die Schultern bedecken; dazu eignet sich z.B. ein leichtes Tuch zum Überwerfen oder ein kurzes Jäckchen.
Auch als Gast sollte man sich auf einer Hochzeit in der eigenen Kleidung wohlfühlen, denn so trägt man zu einem schönen Fest bei und das möchte auch das Brautpaar.

Für männliche Gäste empfiehlt sich meist ein eleganter Anzug, je nach Setting in einem dunklen oder hellen Farbton, dazu ein weißes, langärmeliges Hemd mit dezenter Krawatte und geschlossene Schuhe. Weibliche Gäste haben mehr Spielraum in der Wahl des Outfits: langes oder kurzes Kleid, körperbetont oder schwingend, mit Ärmeln oder ärmellos, ein elegantes Kostüm mit Bluse, ein Hosenanzug oder Jumpsuit etc.

Gibt es einen Dresscode?

Häufig gibt es auf der Hochzeitseinladung schon einen Hinweis zum Dresscode:
Der formellste Dresscode nennt sich "White Tie" oder "Formal" und bedeutet für den Herrn den "großen Gesellschaftsanzug des Abends": schwarzer Frack mit schwarzer Hose und weißer Weste, eine weiße Fliege und schwarze Lackschuhe. Die Dame sollte in einem sehr festlichen, bodenlangen Abendkleid erscheinen, wobei sie bei der Ankunft die Schultern mit einem Tuch oder kurzen Jäckchen bedeckt.
Frack und Abendkleid werden allerdings erst ab 18:00 Uhr getragen. Falls einzelne Programmpunkte der Hochzeit schon früher stattfinden, trägt der Herr dazu einen Cutaway, der auch als "Morning Dress", "Cut" oder "großer Gesellschaftsanzug des Tages" bezeichnet wird. Die Dame trägt passend dazu ein kniebedeckendes Cocktailkleid, ein elegantes Kostüm oder ein dezenteres Abendkleid.

"Black Tie" bedeutet für den Herrn den "kleinen Gesellschaftsanzug des Abends": ein schwarzer Smoking mit Kummerbund, schwarzer Fliege, Einstecktuch und schwarze Lackschuhe.
Wie der Frack wird auch der Smoking erst ab 18:00 Uhr angelegt. Vorher trägt der Herr zum Dresscode "Black Tie" einen Stresemann oder einen dunklen, eleganten Anzug. Passend zum Smoking erscheint die Dame in einem eleganten Abendkleid oder einem festlichen Hosenanzug, bzw. passend zum Stresemann in einem Cocktailkleid oder Kostüm.

"Cocktail" oder "festlich-elegant" bedeutet für den Herrn ein dunkler Anzug (nicht unbedingt Schwarz) und für die Dame ein kniebedeckendes Cocktailkleid, Kostüm oder eleganten Hosenanzug. Je nach Jahreszeit kann der Dresscode "Cocktail" auch "sommerlich-festlich" interpretiert werden. In diesem Fall trägt der Herr einen hellen Anzug (das Hemd sollte trotz sommerlicher Temperaturen langärmelig sein) und die Dame ein helles oder pastellfarbenes Cocktailkleid oder auch einen hellen Jumpsuit.

Ungeschriebene Kleiderordnung

Für alle Hochzeitsgäste gilt grundsätzlich: das Brautpaar steht im Mittelpunkt und sollte nicht durch zu auffällige oder aufreizende Kleidung oder Accessoires von den Gästen übertrumpft werden (allgemein keine zu grellen Farben und Muster, kein zu auffälliger und großer Schmuck, keine zu kurzen Rocksäume oder zu tiefe Dekolletés).

Falls es einen bestimmten Dresscode oder ein Motto gibt, sollten sich alle Gäste daran halten, z.B. "all-white", wie bei der perfekt gestylten Hochzeit von Solange Knowles: alle Gäste sollten in ausschließlich weißer Kleidung erscheinen.

Foto: Hochzeitsgäste von Solange Knowles

Ansonsten sollten weibliche Hochzeitsgäste keine Kleidung in Weiß oder Creme tragen, um nicht mit der Braut verwechselt zu werden, oder in optische Konkurrenz zur Braut zu treten.
So schien es bei der Royal Wedding von Prinz William und Kate Middleton zwei Bräute zu geben: Kates Schwester Pippa trup ein bodenlanges, elegantes, rosa Kleid, das so hell war, dass es auf Bildern Weiß wirkte.

Foto: Pippa Middleton bei Royal Wedding

Ebenfalls sollten weibliche Hochzeitsgäste kein Schwarz tragen, da diese Farbe eher mit Trauerkleidung assoziiert wird.
Farbkombinationen mit Weiß oder Schwarz oder Muster mit den Grundfarben Weiß oder Schwarz sind jedoch möglich.
Häufig ist auch die Farbe Rot an weiblichen Hochzeitsgästen verpönt, da dies in skandinavischer Tradition eine intime Beziehung zum Bräutigam signalisieren soll.
Auch die Beziehung zum Brautpaar spielt bei der Wahl des Outfits eine Rolle. Die Mutter der Braut oder des Bräutigams kann durchaus auch bei einer legeren Hochzeit etwas eleganter als alle anderen Gäste erscheinen, während dies für eine entfernte Verwandte eher unpassend wäre.

Kleidungsempfehlungen

Je nach Jahreszeit empfehle ich Kleidung, die in Farbe, Material und Schnitt zum Setting der Hochzeit passt. Für eine Frühjahrshochzeit eignen sich zarte, fließende und luftige Seidenmaterialien in Pastelltönen wie Rosa, Hellblau und Mint, während für eine sommerliche Hochzeit auch Kleidung in kräftigeren Farben wie Sonnengelb, Fuchsia oder Royalblau aus edlen Baumwollmaterialien oder strukturierten Seidenstoffen gut passen.
Für eine Hochzeit im Herbst oder Winter empfehle ich eher warme Herbst- und Edelsteinfarben, wie Orange, Bordeaux, Dunkelgrün oder Dunkelblau. Die Materialien können schwerer, voluminöser und weicher wirken, wie z.B. Seidenduchesse, Bouclé oder Samt.

Wer sich sehr unsicher ist, sollte sich am besten rechtzeitig direkt beim Brautpaar über eine eventuelle Kleiderordnung oder persönliche Dos and Don'ts informieren.

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